Das Märchen von einem Mädchen, das bei sich ankam
Es war einmal vor sehr langer Zeit ein sehr kleines Mädchen. Sie lebte in einem dunklen Haus mit einem verwunschenen Garten mit ihrem Vater, ihrer Mutter und ihrem Bruder.
Sie liebte es auf der Wiese vor dem Haus und in einem nahegelegenen Birkenwald zu spielen. Sie war nah und fern als ein fröhliches und unkompliziertes Kind bekannt.
Alle Menschen, die sie kannten, erzählten, dass das kleine Mädchen in die Herzen der Menschen fände und ihr Lachen jeden mit Freude erfüllte.
Das Kind wollte den Menschen gefallen und benahm sich so, wie diese es sich wünschten. Es schien wie ein Zauber, der ihr die Herzen der Menschen, um sie herum öffnete.
So schien es eine unbeschwerte Zeit zu sein.
Eines Tages – es war in der dunklen Jahreszeit, es war kalt und jeder suchte Wärme, - fuhr ein Dämon in die Gestalt des Vaters des kleinen Mädchens.
Das Mädchen erkannte ihn nicht, da er in Gestalt ihres Vaters auftauchte. In dem Vater, den sie so liebte, der mit ihr - und für sie sang, der Geschichten und Märchen erzählte, wenn er von weit her nach getaner Arbeit nach Hause kam.
Nun begann eine Zeit des Grauens für das kleine Mädchen. Es begab sie so, dass sie mit dem Dämon in eine abgeschlossene Kammer musste. Das Mädchen dachte sich gar nichts dabei, sie kannte diese Kammer und war dort oft mit dem Bruder und dem Vater gewesen und sie hatten Spaß beim Planschen in einem Wassertrog. Nun durfte der Bruder nicht mehr mit in die Kammer und sie wurde immer vom Vater verschlossen.
Der Dämon tat ihr keine körperliche Gewalt an, nein- sie bekam sogar ganz viel Zuwendung von ihm. - So schien es. Sie hatte das Gefühl, dass sie den Vater glücklich zaubern konnte in diesem Wassertrog. Aber sie war mit dem Vater- Dämon im Wassertrog und das Spiel, dass der Dämon mit ihr spielte, machte ihr gleichzeitig Angst und Freude. So begann sie sich vor sich selbst zu ekeln.
Oft lief das Mädchen in den Wald, hier fand sie Ruhe und Geborgenheit.
Eines Tages traf sie unter einer Birke ein kleines Wesen, das braun wie die Mutter Erde war, fest auf dem Boden stand und ein freundliches Gesicht hatte.
Dieses Wesen sprach zu ihr:
„Ich kenne einen Zaubertrick! Wenn du magst sag ich ihn dir.“
Das Mädchen fragte:
„Was muss ich dafür tun?“
Das kleine erdige Wesen sagte: „Liebes Mädchen, du musst nichts für mich tun, du bist so freundlich zu allen Menschen und auch zu den Wesen im Wald, du singst für sie, du frägst sie, wenn du etwas von ihnen willst, du hilfst ihnen und tust ihnen nichts Böses, wie viel andere Menschen.“
Nun ward das Mädchen neugierig und fragte das Wesen, was denn der Zaubertrick sei.
Schnell antwortete das nette Wesen:
„Nichts kann dich mehr schrecken,
du musst nur die Angst ganz tief in dir verstecken!“
Und schwupp di wupp, war das Wesen verschwunden und das helle Sonnenlicht blinzelte durch die grünen Birkenblätter.
Das Mädchen schlief, geschützt durch den Wald vor der Birke ein, an dem ihr das kleine Wesen erschienen war. Als es erwachte, war die Angst verschwunden. Sie hatte keine Angst mehr - vor nichts und niemanden. So ging sie wieder nach Hause frohen Mutes.
Sie hatte vergessen, dass im Vater der Dämon war und wenn er da war, hatte sie keine Angst. Der Zauber half ihr, sich so zu verzaubern, dass sie nichts mehr spürte, dass nichts mehr weh tat, dass sie glücklich ihre Wege ging.
Leider wirkte der Zauber an manchen Tagen nicht. Dann wurde sie krank. Und weil sie krank war konnte sie nicht in den Wald, um sich neue Kraft für den Zauber zu holen.
Eines Tages kam der Vater nach Hause und sagte:
„Ich muss euch verlassen! Ich habe den Auftrag eine neue Familie zu gründen.“
Das Mädchen weinte bitterlich. Gleichzeitig war sie froh und verwirrt. War der Dämon nun verschwunden?
Die Jahreszeiten gingen dahin.
Das Mädchen wuchs heran, wurde eine junge Frau und lernte einen Prinzen kennen, der sie mitnahm. Sie gründeten mit ihm eine Familie.
Die junge Frau hatte den Dämon vergessen, nur manchmal spürte sie eine tiefe Verzweiflung und auch eine große Wut und Traurigkeit in sich. Sie wusste nicht, woher diese kam.
Sie nahm auch keinen Kontakt mehr mit den Naturwesen auf, auch wenn sie sich am sichersten in der Natur fühlte, hatte sie vergessen, was die Naturwesen für sie getan hatten.
Eines Tages, es war schon eine lange Zeit vergangen, lief die Frau durch den Wald. Plötzlich hörte sie eine Stimme. Ein ganz leises Flüstern. Die Frau erschrak und gleichzeitig ergriff sie eine große Neugierde.
Sie schaute sich um, wer sprach da und woher genau kam diese Stimme. „Mach dich auf den Weg“, säuselte es von rechts. „Mach dich auf den Weg“, ertönte es wie aus dem nichts von links. „Mach dich auf den Weg“, zwitscherte, brummte, miaute, piepste es plötzlich von allen Seiten.
Die Frau setze sich auf einen umgekippten Birkenstamm und schaute sich vorsichtig und überrascht um. Wer sprach da und wen meinten diese Stimmen?
„Na, kennst du mich noch?“, sprach jemand neben ihr. Die Frau schaute neben sich und da saß das kleine erdige Wesen aus ihrer Kindheit. Welche Freude! Die Freude und Rührung ließen sie verstummen, sie konnte nur stammeln. “Wie..wie…was?“ Dem Wesen blitze der Schalk aus den Augen und es raunte der Frau zu. „Ich warte schon so lange auf dich! Wo warst du denn? Du musst dich doch auf den Weg machen!“
Die Frau fasste ihren Mut und antwortete unter Tränen: „Es ist so schön dich nach so langer Zeit zu sehen, aber was passiert denn hier mit mir? Und wohin soll ich mich denn auf den Weg machen? Und wer spricht denn hier mit mir?“
„Schau dich doch um“, wisperte das erdige Wesen.
Als sich die Frau mit offenen Augen und Ohren umschaute, bemerkte sie die Tiere, die Pflanzen, den Wind, die Sonne, die Erde und noch Vieles mehr. Alle schienen mit ihr zu sprechen und bei ihr zu sein.
Jedes Naturwesen zeigte sich ihr auf seine eigene und besondere Art und die Frau erkannte, dass alles in der Natur sie unterstützte.
„Oh, ist das schön, ich bin so berührt, ich bin so dankbar, dass du – erdiges Wesen, mir die Augen geöffnet hast“, flüsterte die Frau mit Tränen in den Augen. Aber das Erdmännchen war verschwunden.
Nun- die Frau brauchte das erdige Wesen nicht mehr, sie konnte die Zeichen und die Sprache erkennen und langsam immer mehr verstehen.
Sie wusste nun, dass sie auf dem Weg war, sich selbst zu heilen mit Hilfe der Natur. Und sie wusste auch, dass sie auch anderen Menschen beibringen konnte, die Sprache und die Zeichen der Natur zu hören, wahrzunehmen und zu verstehen.
Und so lebte sie noch lange Jahre zufrieden und glücklich und wenn sie nicht gestorben ist, kann man ihr und ihren Freunden im Wald begegnen.
Willst du die Sprache und die Zeichen der Natur hören, wahrnehmen und verstehen?
Hier findest du meine Seminare und Angebote als Einzelbegleitung.