Der Missbrauch
Warum schreibe ich auf meiner Website über meinen sexuellen Missbrauch?
„Das schreckt doch die Leute ab!“
„Willst du dich wirklich so „nackig“ machen?“
Viele Fragen und auch viele gut gemeinte Ratschläge kamen, als ich mich mit diesem Thema beschäftigte.
Sexueller Missbrauch und auch Missbrauch jeglicher Art an Kindern und anderen Menschen gehört nun mal zu unserer Gesellschaft, genau wie Erkrankungen wie der Krebs zum Beispiel, über den man früher auch nicht sprach.
Wir verstummen, wenn wir es hören, sind betroffen oder negieren es, weil wir verunsichert sind, niemand zu Nahe kommen oder verletzen wollen…
Was meine Anliegen sind:
Missbrauch in jeglicher Form zu enttabuisiere
Aufzuzeigen wie sehr die INP (initiatorische Naturpädagogik, Visionssuche) mir geholfen hat
Initiatorische Naturseminare anzubieten für Frauen mit Missbrauchserfahrungen
Ein kurzer Ausschnitt einer Erfahrung in meinem Leben.
Die Details zu meinem Missbrauch erscheinen für manche vergleichsweise harmlos.
Im Alter zwischen 2-9 Jahren musste ich regelmäßig mit meinem Vater in die Badewanne und brachte dort „spielerisch“ seinen Penis, der fungierte als eine Gangschaltung fürs Auto, zur Erektion …...
Ich spaltete diesen Missbrauch ab bis ins Jahr 2016. Erst dann, im Zuge meiner Ausbildung zur Gestalttherapeutin, brachte meine Psyche die Kraft auf die Abspaltung zu öffnen.
Diese Öffnung für dieses schwarze Loch kam so heftig und mit solcher Wucht, dass ich mich heute frage, wie ich überhaupt noch weiterleben und funktionieren konnte. Meine Tochter 14 Jahre alt, vielleicht ein Motor zum Überleben, diesem Pubertier an der Seite zu bleiben.
Nun begann die Aufarbeitung mit all ihren Höhen und Tiefen. Ich steckte dort sehr viel Kraft hinein, ich stellte mich jedem schwarzen Loche, Dämon und Monster. Kotzen über einen Zeitraum von etwa 4-6 Wochen, am Anfang täglich, scheinbar ohne Grund, dann nachlassend, nachdem der Ekel externalisiert war. Da verstand ich den Satz, „der Körper erinnert sich“.
Dann kam der Ruf, - der Ruf eine Visionssuche zu machen begleitete mich schon seit über 20 Jahren, aber nun kam er mit großer Wucht zu mir und so machte ich mich 2018 daran in die Vogesen zu einer Frauenvisioonssuche zu gehen.
Ich schrieb vorher in meiner Absichtserklärung davon, dass ich als Kind sexuell missbraucht worden bin, um die Leitungen ein wenig vorzuwarnen.
Die Visionssuche war ein Geschenkt für mich, eine so besondere Erfahrung, meine ganzen Themen hatten Platz und fanden in der Natur Spiegelbilder.
Eines dieser Bilder aus meiner eigenen Visionssuche, die mir für immer bleiben werden, möchte ich teilen:
“Am „Westentag“ ging ich mit der Aufgabe in die Natur, „suche dir einen Ort, an dem du deinem größten Drachen begegnen kannst. Rufe ihn und lade ihn ein mit dir in Kontakt zu kommen.“ Diese Frage war wahrscheinlich völlig anders formuliert, aber das war meine innerliche Frage.
So ging ich los, ich wurde gezogen, ich wurde geschoben, ich musste dorthin, - in einen toten Wald, ein Wald wie ich ihn vorher und nachher nie wiedersah, in dem ich vorher noch nie war. Tote, Bäume, Hölzer umgaben mich, der Wald war ein einziges graues Loch mit lauter toten Bäumen, Stecken, die grau in den Himmel ragten, - wie aus einem Endzeitfilm. In der Mitte stand ein Baum, sehr groß und breit, grau, aber er hatte noch grüne Blätter. Der Baum zog mich an mit magischer Kraft und gleichzeitig stieß er mich ab und innerlich schrie alles, - geh fort. Unten im Stamm war ein riesiges Loch, schwarz mit Wundsekret (Harz), so erschien es mir. Ich war erschöpft, wütend, missmutig und trotzig. Was sollte das, was sollte diese Aufgabe, ich hasste meinen Drachen und ich hatte keine Lust mich wieder und wieder diesem schwarzen Ungetüm zu stellen! Was sollte das bringen? Wann hätte das ein Ende? Wirrnis und Nebel und alles gleichzeitig in meinem Kopf, laut und schrill, erschöpft und müde, traurig und ängstlich, trotzig und verwirrt.
So saß ich vor diesem für mich riesigen, überdimensionalen, schwarzen Loch. Was soll ich damit, was will diese "blöde“ Natur mir sagen, was soll ich denn noch alles tun, wie oft muss ich mich diesem unendlichen Schmerz, dieser Übelkeit, diesem Ekel, dieser unendlichen tiefen Traurigkeit und Trauer noch stellen,- so dachte ich.
In diesem Gefühlschaos, in meiner Erinnerung lag der Trotz oben auf. So kramte ich wütend schnaubend in meinem Rucksack. Da griff meine Hand nach der Rassel. Widerwillig und angenervt fing ich an zu rasseln. Laut schrie ich, - was soll ich hier?
Plötzlich sah ich diese langen, riesigen Unmengen an Stöcke, die tot vor mir auf dem Boden lagen. Ich griff danach. Die Wut brach herein, sie war mit einem Übermaß da. So zerschlug ich alle Stöcke um mich herum…Wie lange, -keine Ahnung, aber ich schrie und tobte dabei, alle Wut wurde über die Stöcke transportiert, „tausende“ zerschmetterte Stöcke flogen durch diese öde Landschaft, bis ich weinend vor dem schwarzen Loch zusammenbrach.
Da saß ich vor diesem Loch, Tränen liefen wie Ströme über mein Gesicht, vor mir die unzähligen, grauen, zerschmetterten Stöcke.
Ein Blitz, ein Gedanke, eine Idee, Spiritualität, Gott, eine Eingebung, eine Idee von etwas, ein Schaudern…., zitternd begann ich das Loch mit sehr großer Sorgfalt mit den Stöcken in akribischer Kleinstarbeit zu schließen.
Es war Schwerstarbeit. Ich übte mich in Geduld, wenn immer wieder alles zusammenstürzte.
Kein Zweifel mehr, - es war klar, es musste getan werden, ohne zu ahnen, was das zu bedeuten hatte. Ich weinte, ich schwitze, ich schnaufte, ich zitterte, ich schuftete, ich lebte, ich schrie, ich heilte, ich ließ los, ich arbeitete, ich keuchte, ich war klar, ganz bei der Sache.
Dann war die Arbeit getan. Nun brauchte es noch Medizin. So suchte ich Heilkräuter und schmückte die verschlossen Wunde mit diesen.
Neben dem Loch baute ich noch einen Platz für den Drachen, mit einem Zaun und einer aus Farn geflochtenen Kette für den Drachen.
So ging ich zurück, - froh und geschafft.”
Dieser Spiegel meiner Geschichte über die tiefste Wunde in meinem Leben, trägt für immer, - mein Leben lang.
Ich habe eine vernarbte, gut versorgte Wunde, die ist riesig! Und wie es Narben so an sich haben, tun sie manchmal noch weh, z: B. bei Wetterwechsel. Diese Narbe wird weniger langsam immer weniger Schmerz verursachen, aber wahrscheinlich mein Leben lang. Der Drache bleibt! Aber er kann mir nichts mehr anhaben, denn er ist eingezäunt und an einer Kette.
Warum ich das hier schreibe?
Für mich war das eine Initiation, vielleicht auch so was wie ein Ruf, ein Zeichen für mich. Ganz klar ein Zeichen dafür, dass die Natur als Heilmittel und Begleiter*in in einem initiatorischen Seminarkontext, mit der Königsdisiplin der Visionssuche, mein Weg sein wird.
Hier findest du meine Semainare